Trending: Bistro-Stuhl mit Wiener Schmäh
Die Renaissance der Thonet Stühle
Lange Zeit fristeten die Bistro Stühle mit der harmonisch geschwungenen Rückenlehne und der geflochtenen Sitzfläche ein Schattendasein. Und nun tauchen Stühle und Geflecht einmal mehr auf der Bildfläche auf und erobern den Raum unter den Füdlis der Kaffetrinker und Plaudertaschen zurück. Wenn da nicht die Pandemie wäre, gäbe es kein Entrinnen mehr und wir sässen sicherlich hin und wieder vergnüglich in einer Bar, auf einem Bistrostuhl und tränken einen Kaffee, liessen den Blick in die Runde schweifen und unterhielten uns bestens. Nun, noch ist es nicht so weit und wir müssen vorläufig Vorlieb nehmen mit den geposteten Bildern der Restaurants, Cafés und Insta-Wohnungen dieser Welt, die mit Thonet Stühlen bestückt sind. Mehr zur erfolgreichen Unternehmer-Geschichte der Gebrüder Thonet dann am Ende des Artikels. Hier erst einmal einige Interiors-Rosinen, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Fangen wir klein an. Ein Thonet-Klassiker als Blickfang in einer Nische.
Ein alter Waschtisch, ein Bistrostuhl, eine Tasse Tee, was will man mehr. ;-)
Spätestens seit "Amélie de Montmartre" wissen wir auch, dass alles was sich reimt gut ist.
Da waren es schon zwei. Ein Bistrotischchen mit zwei Thonet Stühlen vor dem Küchenfenster und schon zieht die Gemütlichkeit ein.
Da wohnt wohl eine Sammlerin. Ein simpler, filigraner Tisch mit einem Glassammelsurium dekoriert und einer Familie verschiedener Vintage Stühle davor macht die Tafelrunde perfekt.
Stühle und Tisch mit Patina. Es darf gelebt werden.
Die Wohnungseinrichtungen sind fast ausnahmslos hell, minimalistisch, beige gehalten. Auch einige der Bistro-Interiors übernehmen diese neue Leichtigkeit, andere setzen mehr auf Vintage Club-Athmosphäre und wählten dementsprechend dunkle Thonet Modelle, welche sie mit Orientteppichen und gemusterte Tapeten kombinierten.
Das Geflecht gibts übrigens heute als Meterware zu kaufen und die dazugehörigen Hacks für Bastelfreaks beleben einmal mehr Pinterest. Küchenuhr, Beistelltischchen, Anrichte, Serviertablett etc.; alles mit Flechtwerk. Mein Ding ist es nicht. Aber die Stühle und deren Geschichte, die haben es mir einmal mehr angetan.
Die Gebrüder Thonet: Eine unternehmerische Einwanderungsgeschichte.
Michael Thonet und seine fünf Söhne verliessen Boppard am Rhein (D) 1842 und liessen sich auf Einladung des österreichischen Bundeskanzlers Metternich in Wien nieder. Dieser hatte die innovativen Stühle auf einer Messe gesehen und wurde ihr erster Fan. Innovativ waren die Stühle deshalb, weil die Thonets mitunter die ersten waren, die Holz unter Dampfdruck biegen konnten. Dadurch liessen sich die organisch anmutenden Modelle auch industriell anfertigen. Die Thonets schienen aber nicht nur im Design und in der Fertigung absolute Pros zu sein, sie waren auch totale Marketing-Freaks, die den Vertrieb ihrer neuartigen Stühlen international voranzutreiben wussten.
Der Thonet-Stuhl Nr. 1 (3 Reihe von oben ganz links) entstand übrigens 1850 und ja, man kann ihn noch heute kaufen.
Also, sollte ich mal in Boppard vorbei kommen, statte ich dem Museum sicher einen Besuch ab.
Weiterführende Links:
- Thonet Museum Boppard
- Gebrüder Thonet Vienna
- Thonet Produkte bei Mooris.ch
- Schöner Wohnen Artikel zum Wiener Geflecht
- Freshideen zum Wiener Geflecht
- La Tazzina Blu mit Wiener Stühlen auf ihrer Wishlist
- Ikea Hack von "So leb ich" und "Sonne und Wolken"